Ausgewählte Pilz-Biotope im Böhmerwald

 

Biotopbeispiele

Nachfolgend möchte wir Ihnen einige repräsentative Lebensräume von Pilzen im Böhmerwald vorstellen. Auf bayerischer Seite gehört der überwiegende Teil des Projektgebietes zum Naturraum Oberpfälzisch-Bayerischer Wald. Eine Gliederung und Vollständigkeit nach FFH-Lebensraumtypen (NATURA 2000) würde unseren Rahmen sprengen.

 

1. Offenlandhabitate

1.1 Moorlandschaften

1.2 Artenreiches Grünland, Bergweiden, extensive Mahdwiesen

2. Wälder

2.1 Buchenwälder

2.2 Bergmischwälder mit Buchen, Fichten und Tannen

2.3 Fichtenwälder/Forste

2.4 Montane bis apline bodensaure Fichtenwälder

2.5 Eichen-Hainbuchenwälder und Schluchtwälder im Donautal

2.6 Auwälder (Hart- und Weichholzauen, Fichtenauwälder)

2.7 Latschenfelder (Buschvegetation mit Pinus mugo)

3. Sonderstandorte

3.1 Dungpilze auf Kuhfladen, Misthaufen und Pferdeäpfeln

3.2 Brandstellen

4. Fließgewässer der planaren und montane Stufe

4.1 Bäche und Seigen

Hochlagen im Bayerischen Wald
Hochlagen im Bayerischen Wald    Bild: Lukas Haselberger

 

Das Bayerisch-Böhmische Grenzgebirge war lange Zeit geprägt von großen, geschlossenen Waldlandschaften, die nur in Hochlagen und an Sonderstandorten Raum für Offenlandgesellschaften gelassen haben. Mit der Besiedlung durch den Menschen wurden größere Waldgebiete gerodet, wovon unzählige Ortsnamen mit den Endungen -reut, -reuth, -reutte zeugen. Durch die großflächige Nutzung insbesondere der Staatsforste und einiger großer Waldbesitzer wurden die ursprünglichen Lebensräume der Fauna, Flora und Funga stark verändert. Viele Waldarten wurden stark zurückgedrängt oder sind bereits ausgestorben. Es entstanden zunächst artenreiches Ackerland mit Feldsäumen, Viehweiden und mit der beginnenden Stallhaltung sowie als Wintervorrat zunehmend Mähwiesen. Noch bis Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war die ursprünglich beheimatete Flora in weiten Teilen des Böhmerwalds verbreitet. Die zunehmende landwirtschaftliche Intensivierung mit der Ausbringung von Gülle, Kalk, Kunst- und Mineraldünger, die Einführung der Silagenutzung mit 6-8 Mahdgängen in der Saison hat die Anteile an artenreichem Grünland weiter stark zurück gedrängt. Die weniger konkurrenzstarken Pflanzen-, Pilz- und Tierarten verschwinden hier sukzessive. Die noch vorhandenen Reste sind schützenswerte Biotope geworden.

 

1. Offenlandhabitate

1.1 Moorlandschaften

Hochmoor
Hochmoorlandschaft im Bayerischen Wald           Bild: Lukas Haselberger

 

 

Im Projektgebiet gibt es im Vergleich zu anderen Gegenden noch einen höheren Anteil an Moorlandschaften. Hierzu gehören Niedermoore, Hochmoore, Moorwälder und anmoorige Wälder. Moore sind dort enstanden, wo es nach der letzten Eiszeit vor mehr als 12.000 Jahren aufgrund von wasserundurchlässigen Bodenschichten zum Anstau von Wasser mit anschliessender Verlandung kam. Moore sind von natur aus sehr nährstoffarm mit entsprechend darauf angepassten Pflanzen, Pilzen und Tieren. Das Vorkommen verschiedener Torfmoose (Sphagnum sp.) ist charakteristisch für alle Moortypen.

Kronendach im Moorwald
Moorbirken und Fichten im Böhmerwald
Bild: Peter Karasch
Sonnentau und Torfmoos in einem Niedermoor
Rundblättriger Sonnentau und
Torfmoos in einem Niedermoor
Bild: Peter Karasch

Auch unter den Pilzen gibt es absolute Moorspezialisten. Einige findet man direkt im Torfmoos, manche tragen daher Artnamen wie "sphagnophila" oder "sphagnorum". In Mooren kommen auch Ektomykorrhizabildende Pilzarten vor, wenn entsprechende Baumpartner wie z. B. Birken, Fichten und Kiefern vorhanden sind.

Galerina sphagnorum
Torfmoos-Häubling - Galerina sphagnorum
Bild: Peter Karasch
Vielverfärbender Birkenpilz
Der Vielverfärbende Birkenpilz (Leccinum variicolor)
bevorzugt moorige Böden mit Birken
Bild: Peter Karasch

 

1.2 Artenreiches Grünland, Bergweiden, extensive Mahdwiesen

Nach dem Ende der letzten großen Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren entstanden vor den Wäldern große tundrenartige Wiesenflächen, die von grasfressenden Tierarten (Herbivoren) besiedelt waren. Sukzessive eroberten sich waldbildende Baumarten große Areale, die erst wieder durch die menschliche Nutzung (Rodung, vgl. -reut, -reuth) zu Grünland wurden. Diese entweder beweideten oder ein- bis zweimal jährlich gemähdten Flächen waren jahrhundertelang bis vor 60-80 Jahren großteils sehr nährstoffarm, da keine Kunstdünger oder größere Güllemengen vorhanden waren. Diese altbäuerliche Landwirtschaftsform hat zu sehr artenreichen Magerrasen (< 12 KG N/ha) geführt, die bis zu 150 verschiedene Kräuter und Gräser je ha einen Lebensraum bieten. Da auf jede Pflanzenart im Mittel 5-6 Pilzarten zu erwarten sind, kann man auf artenreichem Grünland mehrere Hundert Pilzarten erwarten. Je höher der Stickstoff- und Nährstoffgehalt der Böden, desto geringer ist die Artenvielfalt bis hin zu extrem artenarmem Hochleistungsgrünland.

Die häufigsten Lebensraumtypen im Böhmerwald sind artenreiche montane Borstgrasrasen und Bergmähwiesen (NATURA 2000).

Primelwiese
Wo im Frühjahr noch Primeln wachsen,
kann man im Herbst Wiesenpilze finden.
Bild: Gerhard Schuster
Moosreiche Felsfluren
Moosreiche Felsfluren sind artenreiche Pilzbiotope
Bild: Felix Hampe

 

In den Hochlagen des Böhmerwaldes sind aufgrund der kürzeren Vegetationsperioden und überdurchschnittlich vieler kleinbäuerlichen Strukturen noch verhältnismäßig große Anteile an artenreichem Grünland zu finden. Diese Flächen enthalten entsprechend selten gewordene Pflanzen- Pilz- und Tierarten. Viele davon befinden sich auf den Roten Listen. In Deggendorf wurde 2013 das Naturschutzgebiet "Himmelreich" ausgewiesen, dass aufgrund seiner vielen selten gewordenen Pilzarten ausgewiesen wurde. Im Rahmen eines Gutachtens (KRIEGLSTEINER 2008) wurden in den Offenlandflächen und bewaldeten Flächen insgesamt 630 Pilzarten bestimmt. Diese verteilen sich auf Röhrlings-Verwandte (14 Arten), Blätterpilze incl. Sprödblättler (305 Arten), Bauchpilze (16 Arten), Nichtblätterpilze (124 Arten), Rostpilze (10 Arten), Brandpilze (3 Arten), Schlauchpilze (125 Arten), Jochpilze (1 Art) und Schleimpilze (32 Arten).  

Klebrigschwarze Erdzunge
Die Klebrigschwarze Erdzunge im NSG Himmelreich
Bild: Peter Karasch
Stumpfer Saftling
Stumpfer Saftling aus Guglöd
Bild: Peter Karasch
Wurmförmige Büschelkeule
Wurmförmige Büschelkeule in Guglöd
Bild: Peter Karasch
Weißer Wiesenellerling
Weißer Wiesenellerling in Guglöd
Bild: Peter Karasch
Porphyrbrauner Rötling
Porphyrbrauner Rötling auf einer Mähwiese
bei Zwieslerwaldhaus.
Bild: Peter Karasch
Papgeiensaftling
Saftlinge wie der Papageiensaftling zeigen wertvolles,
artenreiches Grünland an.
Bild: Peter Karasch

 

Champignonwiese
Hexenringe mit Pilzen zeigen artenreiches, Grünland an.               Bild: Peter Karasch

 

Pferdekoppel
Selbst mäßig gedüngte Wiesen und damit die früher in Massen vorkommenden
Wiesenchampignons werden immer seltener.   Bild: Peter Karasch

 

Korb mit Wiesenchampignons
Der Wiesen-Champignon war 2018 Pilz des Jahres in Deutschland.
Bild: Peter Karasch
 

 

 

2. Wälder

2.1 Buchenwälder

Mitteleuropa ist das Hauptareal der Rotbuche (Fagus sylvatica). Je nach Geologie, Exposition und kleinräumigem Klima haben sich unterschiedliche Typen entwickelt. Im Böhmerwald herrschen neben forstlich geprägten Mischwäldern aus Buchen, Fichten und Tannen aufgrund der vorwiegend sauren Böden Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwälder vor. In den Hochlagen finden sich Ausprägungen des subalpinen Buchenwaldes mit Bergahorn (NATURA 2000). Die Buche hat mehrer hundert Pilzarten, die mit ihr eine Symbiose (Ektomykorrhiza) eingehen können. Manche davon sind obligat an die Buche gebunden, andere Arten können auch nmit anderen Baumarten Symbiosen eingehen. Mehrere Hundert Pilzarten sind an die Rotbuche gebunden, sei es als Symbionten, Xylobionten oder Streuzersetzer. RUNGE (1990) untersuchte neun Buchenstümpfe (ca. 100-jährig) sechs Jahre lang und fand darauf 51 Pilzarten.

 

Buchenwald
Buchenwälder kann man im Bayerischen Wald bis auf ca. 1100 m ü. NN finden.
Bild: Lukas Haselberger

 

Zinnobertäubling
Der Hartstielige Zinnobertäubling ist eine von mehreren Dutzend Täublingsarten
der Rotbuche  Bild: Peter Karasch

 

Die Rotbuche ist auch der Hauptwirt des Zunderschwamms

Zunderschwamm
Sporulierende Zunderschwämme setzen weißen Sporenstaub frei.
Bild: Peter Karasch

 

Alte, geschwächte Buchen werden irgendwann von diesem Schwächeparasiten befallen. Es entstehen dadurch wertvolle Biotopbäume (Methusalems), die als Lebensraum für Höhlenbrüter wie Specht, Habichtskauz und Baummarder dienen. Der Zunderschwamm diente der Menschheit schon in prähistorischen Zeiten als "Feuerzeug" und Rohstoff für Zunderlappen, aus denen man bis heute Hüte und andere Kleidungsstücke herstellt.

Weste aus Zunderleder
Weste aus Zunderleder, hergestellt in Siebenbürgen             Bild: Karoly Mate

 

Zunderbuche
Geotropismus beim Zunderschwamm. Nachdem der Stamm samt mehrjährigen Fruchtkörpern
umgefallen ist, richtet sich die Fruchtschicht neu zum Erdmittelpunkt aus. Bild: Peter Karasch

 

Buchenstachelbart
Der Buchenstachelbart, ein attraktiver Naturnähezeiger auf morschem Buchenholz.
Bild: Gerhard Schuster

 

Herbsttrompeten
Die Herbsttrompeten sind klassische Symbionten der Rotbuche und gehören
mit zu den besten Speisepilzen.   Bild: Peter Karasch

 

Buchenschleimrübling
Der Buchenschleimrübling gehört zu den attraktivsten Fotomotiven
im herbstlichen Buchenwald. Bild: Peter Karasch

 

Herbstlicher Buchenwald
In Buchenwäldern kann man bis tief in den milden Winter hinein
frische Pilze finden.  Bild: Gerhard Schuster

 

Austerseitlinge
In totholzreichen, naturnahen Buchenwäldern kann man Austernseitlinge finden.
Bild: Peter Karasch

 

Nördlicher Stachelseitling
Der Nördliche Stachelseitling ist eine Urwaldreliktart, er gilt in Deutschland
als vom Aussterben bedroht.  Bild: Peter Karasch

 

Verbreitungskarte Climacodon septentrionalis
Verbreitungskarte Climacodon septentrionalis in Deutschland, eine Rote-Liste 1-Art   Quelle: www.pilze-deutschland.de

 

2.2 Bergmischwälder mit Buchen, Fichten und Tannen

In Altwaldrelikten, urwaldnahen Gebieten, Bauern-Plenterwäldern kann man Waldstrukturen beobachten, die sich ohne das Anpflanzen von Forstbäumen wie der Fichte in einer natürlicheren Artenzusammensetzung entwickeln konnten. Je nach Höhenlage und Exposition sind noch Waldkiefern, Eichen, Bergahorn beigemischt. Auch Pionierbaumarten wie Birken, Ebereschen, Weiden und Zitterpappeln finden sich in solchen Wäldern. Diese strukturreichen Wälder gelten als wesentlich stabiler gegenüber Umwelteinflüssen ausserhalb der menschlichen Einflussmöglichkeiten. Wenn eine Baumart wie die Fichte mit einem Anteil von 25 % durch Trockenheit und Borkenkäferbefall ausfällt, werden die entstehenden Lücken schnell auf natürliche Art durch andere Baumarten geschlossen. Der forstliche Eingriff ist in natürlichen Waldsystemen weder vorgesehen noch erforderlich. Die natürlichen Stoffkreisläufe werden maßgeblich von Pilzen beeinflusst. Anfallendes organisches Material wird sukzessive von hunderten Arten umgewandelt in pflanzenverfügbare Nährstoffe. Die Versorgung der Bäume gewährleisten die Mykorrhizapilzarten, die Wasser und darin gelöste Mineralien im Austausch gegen Kohlenhydrate (Zucker) an die Pflanzen geben.

Mischwald
Bergmischwald im Nationalpark Bayerischer Wald bei Finsterau
Bild: Lukas Haselberger
Eselsohr
Das Eselsohr benötigt naturnahe Wälder.
Bild: Dr. Matthias Theiss
Schönfußröhrling
Der Schönfußröhrling ist in bodensauren Mischwäldern mit Buchen noch häufig anzutreffen.
Bild: Gerhard Schuster

 

Laubholz-Hörnling
Der Pfriemförmige Hörnling benötigt Totholz von Laubhölzern wie Birke und Buche.
Bild: Felix Hampe

 

Laubmischwald  mit Totholz
Totholz ist für die Artenvielfalt in Wäldern notwendig.
Bild: Gerhard Schuster

 

Tannenstachelbart
Tannen-Stachelbärte sind Naturnähezeiger und kommen nur an altem Starkholz
der Weißtanne vor.  Bild: Peter Karasch

 

Mandeltäublinge
Mandeltäublinge fühlen sich in Mischwäldern mit langer Habitattradition wohl.
Bild: Felix Hampe

 

Ziegenfußporling
Der Ziegenfußporling bildet sogenannte Reliktmycelien in Bauernwäldern.
Kahlschläge bedeuten meist das Ende für ausbreitungsschwache Arten. Bild: Petra u. Werner Eimann

 

Perlpilz
Perlpilze, auch Fleischchampignons genannt, sind sehr anpassungsfähig und daher in fast allen Waldtypen,
Gärten und Parkanlagen zu finden.
Bild: Peter Karasch

 

Tannen-Glucke
Die Tannen-Glucke ist er Wurzelparasit, der in Wäldern mit alten Weißtannen zu finden ist.
Bild: Peter Karasch

 

Wilder Hausschwamm
Der Wilde Hausschwamm braucht Totholz und Habitattradition.
Bild: Gerhard Schuster
Borkenkäfersukzession
Die Borkenkäfersukzession begünstigt das Rewilding href="https://rewildingeurope.com/">Rewilding im Nationalpark wie hier am Höllbach.
Bild: Peter Karasch

 

2.3 Fichtenwälder/Forste

In der Zeit des großen Waldumbaus ab Ende des 19. Jahrhunderts war der Holzbedarf für Minen, Erz- und Glashütten und Holzfeuerstätten so enorm, dass die schnellwachsende Fichte (Picea abies) als Forstbaum in großen Reinbeständen (Monokulturen) in weiten Teilen Mitteleuropas angepflanzt wurde. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wird zun ehmend bis in die heutige Zeit klar, dass diese Idee im Generationenprojekt Waldbau ein Fehler war. Die Fichte war in Reinbeständen auch deshalb so schnellwüchsig, weil ein Teil ihrer ursprünglichen Symbiose-Pilzpartner sehr anpassungsfähig ist. Dazu gehören z. B. Fliegenpilze, Gallenröhrlinge, Perlpilze, Lederkoralle, Kahle Kremplinge, Lacktrichterlinge, Milchlinge, Maronenröhrling und Rotfußröhrline, Ockertäublinge und auch der Fichtensteinpilz, die man in fast allen Fichtenwäldern antreffen kann. Nach ca. 30 Jahren stellen sich in den meisten Wäldern nach Störungen wie Kahlschlag und Wiederaufforstung stabilere Pilzgemeinschaften ein. Einige der mit Fichten assoziierten Pilzarten sind beliebte Speisepilze, allen voran der Fichten-Steinpilz.

Montaner Fichtenwald
Ältere, durch Forstwirtschaft weniger gestörte Fichtenwälder können sehr pilzreich sein.
Bild: Lukas Haselberger

 

Pfifferlingsgruppe
In naturnahen Fichtenwäldern mit geringen Stickstoffeinträgen wachsen Rehgoaß,
Eierschwammerl oder auch Pfifferlinge noch üppig wie vor hundert Jahren.
Bild: Peter Karasch

 

Trompetenpfifferliinge
Trompeten-Pfifferlinge sind noch deutlich häufiger als Eierschwammerl und wachsen bis in die
Frostperioden hinein.
Bild: Gerhard Schuster

 

Gallen-Röhrling
Der Gallenröhrling, auch Bitterling genannt, ist im Fichtenwald genauso häufig und
verbreitet wie der Fichtensteinpilz.  Bild: Gerhard Schuster               

 

Ockertäubling
Ockertäublinge kann man in nahezu jedem Fichtenwald antreffen. Bild: Peter Karasch

 

Rotrandporling
In Fichtenwäldern mit stärkerem Totholz kann man den weit verbreiteten Rotrandporling finden.
Bild: Peter Karasch

 

Safranfleischiger Dickfuß
Dort, wo man Schleierlinge wie den Safranfleischigen Dickfuß findet, haben sich
standortgerechte Pilzgemeinschaften erhalten.
Bild: Peter Karasch

 

Blutender Korkstacheling
Viele Pilzarten wie der Blutende Korkstacheling sind empfindlich
gegen Stickstoffeinträge und intensive Durchforstungen.
Bild: Peter Karasch

 

Schweinsohr
Das Schweinsohr war früher weit verbreitet, häufig und ein geschätzter Marktpilz.
Der Fichtensymbiont ist durch Stickstoffeinträge
und intensive Forstwirtschaft sehr selten geworden.
Bild: Peter Karasch

 

2.4 Montane bis apline bodensaure Fichtenwälder

Dort, wo die Fichte von Natur aus vorkommt, oberhalb der für die Buche klimatisch passenden Höhenlagen, kann man auf den sauren Gneis- und Granitunterlagen typische Pilzartengemeinschaften finden. Im Bayerischen Wald kann man diese z.B. in der Arber- und Osser-Region, am Falkenstein, Rachel, Lusen und Dreisessel finden. Die Fichte kommt hier fast in Reinbeständen vor, begleitet von Ebereschen und gelegentlich Birken.

Apfeltäubling
Der schöne Apfeltäubling ist in den
Hochlagenfichtenwäldern am Lackenberg nicht selten.
Bild: Peter Karasch
Fichtensteinpilze
Fichtensteinpilze begleiten ihre Mykorrhizabäume bis
an die Baumgrenze in subalpine Lagen.
Bild: Peter Karasch
Königsfliegenpilze
Auch Königsfliegenpilze kann man in den
natürlichen Bergfichtenwäldern z. B. am Lusen finden.
Bild: Dr. Matthias Theiss
Ebereschen-Blattstielschwindling
Der Ebereschen-Blattstielschwindling ist in Deutschland
eine Rarität. In Bayern und im Böhmerwald wurde er bislang
nur in den Hochlagen des Lackenbergs auf
abgefallenen Blattstielen der Eberesche gefunden.
Bild: Peter Karasch
Rotrandporling
Im Bereich der natürlichen Borkenkäfersukzession in den Hochlagen ist der
Rotrandporling die dominierende Holz abbauende Pilzart. Er bereitet den
Humus für die nächste Baumgeneration, die schon heranwächst.
Bild: Peter Karasch
Rotrandporlinge
Rotrandporlinge am Rachel   Bild: Peter Karasch
abgestorbene Fichten am Lusen
Am Lusen wächst die neue Bergwaldgeneration zwischen den abgestorbenen Altbäumen.
Bild: Lukas Haselberger

 

2.5 Eichen-Hainbuchenwälder und Schluchtwälder im Donautal

Zwischen Regensburg und Passau bis Linz verläuft die westliche Projektgebietsgrenze. An den milden Weinbaulagen entlang der Donau mit steilen Fels- und Trockenhängen haben sich lichte Eichen-Hainbuchenwälder sowie Edellaubholzwälder mit Bergahorn und Linden entwickelt. Je nach Höhenlage gibt es bis zu den Buchen- und Bergmischwäldern hin alle Übergangsstadien. Die von Eichen und Hainbuchen dominierten Wälder haben eine ganz eigene Pilzartengemeinschaft, auch wenn es bei einigen Pilzarten Überschneidungen der Lebensräume gibt.

Biotopeiche mit Fistulina hepatica
Mächtige Eichen können 300-700 Jahre alt sein.   Bild: Gerhard Schuster

 

Leberreischling
Der Leberreischling ist eine holzbewohnende Pilzart der wärmeren Lagen.
Bild: Gerhard Schuster

 

Eichen-Hainbuchenwald
Trockene und stickstoffarme Eichen-Hainbuchenwälder weisen eine reichhaltige Pilzflora auf.
Bild: Gerhard Schuster

 

Grüner Knollenblätterpilz
Der Grüne Knollenblätterpilz ist eine der giftigsten Pilzarten in Europa.
Bild: Peter Karasch
Orangefuchsiger Raukopf
Der Orangefuchsige Raukopf ist ebenfalls potenziell tödlich giftig und kann an den
Donau-Leitenwäldern in unmittelbarer Nähe zum Grünen Knollenblätterpilz gefunden werden.
Bild: Peter Karasch

 

Die Pilzvielfalt an Eichen ist ähnlich hoch wie bei der Rotbuche. Hunderte von Mykorrhizapartnern, Xylobionten und Streuzersetzern (Saprobionten) leben von und mit Eichen.

Orangegelber Scheidenstreifling
Der Orangegelbe Scheidenstreifling, eine wärmeliebende Art.             Bild: Gerhard Schuster

 

Eichhase
Der Eichhase ist ein selten gewordener Eichenbegleiter.        Bild: Gerhard Schuster

 

Rosenrote Koralle
Die Rosenrote Koralle kann man bei Passau finden.      Bild: Gerhard Schuster
Rosenrote Koralle jung
Junge Fruchtkörper der Rosenroten Koralle zeigen ihre typischen Farben. Bild: Peter Karasch

 

Hainbuchenwald
Eichen- und Hainbuchenwälder liegen oft an stark besonnten Steillagen
wie den Jochensteiner Hängen bei Passau.   Bild: Gerhard Schuster
Eichenrotkappe
Eichenrotkappen sind selten geworden, denn sie leiden unter starken Stickstoffeinträgen
in die Wälder.     Bild: Gerhard Schuster

 

Hainbuchen-Raufuß
Der Hainbuchen-Raufuß ist noch weit verbreitet und häufig bei Hainbuchen anzutreffen.
Bild: Peter Karasch

 

Eichenwald
Eichenwald auf Blockschutt.                    Bild: Gerhard Schuster

 

Hainbuchentäubling
Der Hainbuchentäubling ist sehr farbvariabel und ein Symbiont der Hainbuche.
Bild: Felix Hampe

 

Satansröhrling
Der Satans-Röhrling ist im Böhmerwald sehr selten, da er kalkreiche Böden bevorzugt.
Bild: Gerhard Schuster

 

Mosaikschichtpilz
Der Mosaik-Schichtpilz ist ein Naturnähezeiger, weil er altes Starkholz der Eiche
zum Überleben braucht.   Bild: Gerhard Schuster

 

2.6 Auwälder (Hart- und Weichholzauen, Fichtenauwälder

An Rändern von Seen, Bächen und Flüssen sowie in staunassen Lagen haben sich sogenannte Auwälder entwickelt, die an diese Lebensräume angepasste Pilzarten beinhalten. Als Symbionten und Wirtsbäume kommen hier Grau- und Schwarzerlen, Eschen und Weiden vor. Aufgrund der erschwerten Bodenverhältnisse konnten sich in diesen Gebeiten oft lange Habitattraditionen aufbauen und entsprechend viele heutzutage gefährdete Arten erhalten.

Lilastieliger Zärtling
Der Lilastielige Zärtling ist deutschlandweit eine Rarität. Man kann ihn z.B. noch an den
Uferstreifen der Wolfsteiner Ohe finden.
Bild. Peter Karasch

 

Erle mit Kugelschwamm
Alter Erlenstamm mit Kugelschwamm am Ilzufer.  Bild: Peter Karasch

 

Reichsporiger Kugelschwamm
Der Reichsporige Kugelschwamm ist in Bayern sehr selten. Der einzige bekannte Nachweis
auf der bayerischen Seite des Böhmerwaldes gelang 2017 am Ilzufer bei Passau.
Bild: Peter Karasch

 

Weidenfeuerschwamm
Alte Weiden sind wahre Pilzbiotope. Hier wächst der Falsche Zunderschwamm, den man in
Auwäldern finden kann.
Bild: Peter Karasch
Trichterförmiger Stielporling
Der Trichterförmige Stielporling wurde erst 2016 im Nationalpark bei Altschönau in einem
Weidensumpf entdeckt. Er ist deutschlandweit sehr selten und kann als Naturnähezeiger gelten.
Bild: Dr. Matthias Theiss

 

Rundspor-Lorchel
Die Rundspor-Lorchel ist eine extrem seltene Urwaldreliktart. href="https://www.waldwissen.net/wald/naturschutz/arten/lwf_reliktarten/index_DE">Urwaldreliktart. Der einzige bekannte bayerische
Wuchsort ist ein von vielen Bächen durchzogener Mischwald, teils mit Auwaldcharakter.
Bild: Peter Karasch

 

 

2.7 Latschenfelder (Buschvegetation mit Pinus mugo)

Bergkiefern (Latschen) bilden auf Blockschuttfeldern und Hängen der subalpinen Zonen ab 1100 Metern oft ausgedehnte Felder, die oft bis April/Mai noch im Schnee liegen. Im Bayerischen Wald kann man diese Buschwälder am Lusen und Dreisessel finden. Sie sind mykologisch im Böhmerwald noch wenig erforscht, doch weiß man aus dem Alpenraum, dass hier ein paar Dutzend von Pilzarten vorkommen können.

Latschen am Lusen
Latschen am Lusen im April.  Bild: Peter Karasch
Pokalförmiges Haarbecherchen
Das Pokalförmige Haarbecherchen ist eine von mehreren Pilzarten an Latschentrieben,
die schon während der Schneeschmelze wachsen.
Bild: Peter Karasch

 

3. Sonderstandorte

3.1 Dungpilze auf Kuhfladen, Misthaufen und Pferdeäpfeln

Das "Bender-Biotop" ist in der Mykologen-Szene in Deutschland ein gut eingeführter Begriff für alle Hinterlassenschaften von Tieren, sei es aus der traditionellen Landwirtschaft mit Stallmisthaufen oder im Wald auf Hirsch. Reh- und Wildschweinlosung. Pilze haben im Laufe der Jahrmillionen alle erdenklichen organischen Nischen erobert und leben im Einklang mit der Natur. Manche Dungpilzarten sind spezialisiert auf eine Tierart (z.B. Murmeltier), andere sind weit verbreitet auf Herbivorendung aller möglichen Haustierrassen wie Kuh, Pferd, Schaf und Ziege. Ihre Anzahl und Formenvielfalt ist jedenfalls so enorm, dass sich manche Mykologen allein auf die Erforschung dieser ökologischen Pilzgruppe spezialisiert haben.

 

Kuhfladen mit Düngerlingen
Der Abbau eines Kuhfladens, hier mit Düngerlingen, dauert eine Saison. 
Bild: Peter Karasch

 

Hirschlosung mit Mistborstlingen
Hirschlosung mit Mistborstlingen am Hochschachten, die bereits nach der
Schneeschmelze im Frühjahr erscheinen.   Bild: Peter Karasch

 

Ascozonus auf Mäusekot
Die winzigen Apothezien von Ascozonus whoolhopensis entwickeln sich auf Mäusekot während
der Schneeschmelze.   Bild: Peter Karasch

 

Kahlköpfe auf Pferdedung
Diese Kahlköpfe (P. coprophila) wachsen bevorzugt auf Pferdeäpfeln.  Bild: Peter Karasch

 

Stallmisthaufen mit Bolbitius coprophilus
Auf Stall Misthaufen können Dutzende Dungpilzarten wachsen.
Bild: Peter Karasch
Blasenbecherlinge
Blasenbecherlinge sind sehr häufige Mistbewohner.   Bild: Peter Karasch

 

Wildschweinkot-Zärtling
Der Wildschweinkot-Zärtling wächst exklusiv auf Wildschweinlosung.  Bild: Peter Karasch

 

Narkotischer Tintling
Mehrere Dutzend Tintlingsarten wie der Narkotische Tintling
wachsen auf Dung oder Stallmist.  Bild: Peter Karasch
Ascobolus-Sporen
Einige Arten wie dieser Kotling (Ascobolus immersus) haben sehr attraktive,
ornamentierte Sporen.  Bild: Peter Karasch

 

3.2 Brandstellen

Die Waldpflege mit Brandstellen und das Köhlern gehören zum Böhmerwald wie die Tradition der Glasherstellung. Zur Prävention von Waldbränden ist diese alte Tradition in vielen Bereichen nicht mehr nur eingeschränkt, sondern komplett verboten. Das hunderte von Moos-, Pflanzen, Pilz- und Tierarten die mineralreichen Brandstellen als Lebensraum benötigen, wurde bei dieser Entscheidung entweder nicht berücksichtigt oder anders gewichtet. Man nimmt mit dem Verbot von Feuerstellen jedenfalls die Gefährdung und ggf. das Aussterben vieler Arten inkauf.

Brandstelle mit Kohlentintling
Brandstelle mit Kohlentintlingen      Bild: Peter Karasch                                   

 

Kohlentintlinge
Kohlentintlinge wachsen nur auf Brandstellen.   Bild: Peter Karasch  
Brandstelle mit Wurzellorchel
Brandstelle mit Wurzellorcheln   Bild: Peter Karasch
Wurzellorchel
Die Wurzellorcheln erscheinen im Folgejahr an Brandstellen.  Bild: Peter Karasch

 

Brandstellen-Wimperlingen
Brandstellen-Wimperlinge erscheinen oft schon nach wenigen Monaten
auf frischen Brandstellen. Bild: Peter Karasch
Brandstellen-Wimperlinge
Brandstellen-Wimperlinge gehören zu den Schlauchpilzen.  Bild: Peter Karasch

 

4. Fließgewässer der planaren und montane Stufe

4.1 Bäche und Seigen

Insbesondere in Waldgebieten sammlen sich in langsam fliessenden Bächen, Rinnsalen und Seigen große Mengen an organischer Masse an. Bakterien und Pilze können auch diese Nahrungsquellen nutzen. Weltweit sind mehr als 3000 aquatische Pilzarten bekannt. Viele davon sind mikroskopisch klein, einige größere Arten, oft Schlauchpilze (Ascomyceten) kann man ab dem Frühjahr an im Wasser liegenden Ästen oder Zapfen beobachten.

Habitat mit Sumpfhaubenpilzen
Langsam fliessende, auch stehende, flachgründige Gewässer sind
das ideale Habitat für den Sumpfhaubenpilz.  Bild: Peter Karasch
Sumpfhaubenpilz
Der Sumpfhaubenpilz ist zitronengelb, kommt aber gelegentlich als Albino vor.
Bild: Gerhard Schuster

 

Wuchsort mit Tentakelkeulchen
Quellhang mit Tentakelkeulchen.  Bild: Peter Karasch

 

Tentakelkeulchen
Tentakelkeulchen kann man schon im Frühjahr finden. Bild: Petra u. Werner Eimann

 

Quellhang mit Backenzahnkreisling
Quellhang mit Pestwurz und Backenzahnkreislingen auf einem Buchenast.
Bild: Peter Karasch
Backenzahnkreisling
Backenzahnkreislinge kann man ebenfalls schon im Frühjahr finden.
Bild: Peter Karasch
Trematosphaeria hydrela
Sporen des aquatischen Pyrenomyceten Trematosphaeria hydrela
Bild: Andreas Gminder

 

Im Text zitierte Literatur:

KRIEGLSTEINER L (2008): Pilzgutachten Himmelreich - Abschlussbericht (unveröffentlichtes Gutachten).

NATURA 2000 (2008): Management im Nationalpark Bayerischer Wald. Wissenschaftliche Reihe 17: 1-251.

NATURA 2000 (2018): Handbuch der FFH-Lebensraumtypen in Bayern.